Was geschah in Jerusalem, nachdem sich die schützende Gnade Gottes zurückgezogen hatte?
Es geschahen furchtbare Dinge. Der Kampf um Jerusalem wurde von Monat zu Monat wilder. Titus forderte die Juden mehrfach zur Übergabe auf, da er die Stadt und den Tempel verschonen wollte. Sie wollten nicht. Titus befahl daher, scharf vorzugehen. Alle, die Jerusalem im Schutze der Dunkelheit verließen und aufgegriffen wurden, wurden gekreuzigt; täglich etwa 500 Gekreuzigte. Ein Wald von Kreuzen wuchs um Jerusalem. Erst als kein Holz mehr zur Verfügung stand, hörten die Römer damit auf.
Um jede Flucht und jeden Nachschub für Jerusalem zu unterbinden, ließ Titus einen Erdwall mit Befestigungswerken aufwerfen und eine Postenkette aufstellen. Was hatte Jesus vorhergesagt? „Es kommt eine Zeit, da werden deine Feinde einen Wall rings um dich aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten einschließen. Sie werden dich und deine Bewohner völlig vernichten und keinen Stein auf dem andern lassen. Denn du hast den Tag nicht erkannt, an dem Gott dir zu Hilfe kommen wollte.“ Lukas 19,43.44
Der Hunger wütete furchtbar in der Stadt. Die Menschen verhungerten massenweise. Innerhalb von drei Monaten schafften die Juden aus nur einem Stadttor 115.800 Leichen. Aber sie wollten sich nicht ergeben. Sobald nur der Schatten von etwas Essbarem auftauchte, begann sofort ein Kampf darum. Sie kauten ihre Gürtel und Schuhe, altes Heu und – Säuglinge. Was hatte Jesus vorhergesagt: „Besonders hart wird es die Frauen treffen, die gerade ein Kind erwarten oder einen Säugling stillen.“ Lukas 21,23
Es ist schrecklich, was Menschen tun, wenn Gottes Geist sich von ihnen zurückzieht. Ein Wort sagt: „Humanität ohne Divinität führt zur Bestialität“, d.h. menschliches Handeln ohne göttlichen Einfluss führt zum Bestialischen. Der Mensch, sich selbst überlassen, ist zu allem fähig. Außerdem ist er auch sehr anfällig für den Aberglauben und die Einflüsse von Dämonen. Der „Zorn Gottes“ bestand darin, dass Gott sich von ihnen zurückzog, nachdem sie seine Gnade immer wieder verschmäht hatten.
Nach wie vor wollten viele aus Jerusalem dem Hungertod im Schutz der Nacht entfliehen. Sie wurden von den Hilfstruppen der Römer aufgegriffen. Diese hatten gehört, die Flüchtigen würden Gold und Edelsteine mit sich tragen und diese hinunterschlucken, damit man sie ihnen nicht abnehmen kann. Und so schlitzten sie ihnen die Bäuche auf – in einer Nacht 2.000. Titus tobte. Er ließ die Schuldigen ebenfalls umbringen. Aber das grauenvolle Geschehen ging weiter.
Die Römer berannten Jerusalem pausenlos und nahmen Stück um Stück. Titus bot an, dass die Juden mit den Römern woanders kämpfen könnten, um den Tempel zu erhalten. Sie lehnten ab. Titus befahl, den Tempel zu schonen. Aber die Soldaten warfen in ihrer Wut Brandfackeln hinein. Titus befahl zu löschen. Keiner hörte auf ihn.
Es wurde gemordet und geplündert. Titus befahl schließlich, den niedergebrannten Tempel dem Erdboden gleichzumachen. Die Soldaten leisteten ganze Arbeit. Durch die Hitze des Brandes war viel Gold vom Tempel im Boden versickert; so wühlten sie sogar den Boden um. Daher konnte am Schluss der Edomiter Turnus Rufus den Pflug über den Tempelplatz ziehen.
Was hatte Jesus über die Gebäude des Tempels gesagt: „Deshalb wird Gott euren Tempel verlassen, und der Tempel wird verwüstet daliegen. Ich sage euch, hier wird kein Stein auf dem andern bleiben. Alles wird bis auf den Grund zerstört werden.“ Matth. 23,38 und 24,2
Vielen Menschen damals und auch heute ist es gleich, was Gott gesagt hat. Aber es erfüllt sich alles, was die Propheten Gottes vorausgesagt haben.
In jenem schrecklichen jüdischen Krieg sind über eine Million Menschen ums Leben gekommen. 97.000 kamen als Sklaven in Gefangenschaft. Von diesen kamen gleich noch 11.000 durch Hunger um, weil man ihnen nicht sofort zu essen gab. Ein Teil der über 17-jährigen Männer kam in die Goldbergwerke nach Ägypten. Der Rest wurde in die Provinzen des römischen Reiches verteilt, um bei Schauspielen durchs Schwert oder wilde Tiere umzukommen. Pro „Spiel“ kamen bis zu 2000 jüdische Sklaven um. Es hat noch nie eine Stadt ein solch schreckliches Schicksal erlebt wie Jerusalem. Sie ist tatsächlich ein Beispiel für das Ende der Welt. Was hatte Jesus vorhergesagt: „Die Menschen werden mit dem Schwert erschlagen oder als Gefangene in die ganze Welt verschleppt werden. Jerusalem wird von den Fremden verwüstet werden …“ Lukas 21,24
Warum erlitten die anderen Menschen, die auch religiös waren, ein so furchtbares Schicksal?
Weil sie Jesus nicht vertrauten und daher sein Wort nicht befolgten. Sie kamen damals um durch Schwert, Hunger, Kreuzigung, Selbstmord und in der Sklaverei. Jesus nannte als Ursache: „Aber ihr habt nicht gewollt.“ Matth. 23,37