Wie erhalte ich von Gott einen Rat?
Hast Du Dich auch schon einmal gefragt, ob du von Gott auf ganz persönliche Fragen eine Antwort bekommen könntest? Ja, das geht, denn der Heilige Geist ist der Geist des Rates. (Jesaja11,2) Er ist der Einzige, der uns auf alle Fragen immer die richtige Antwort geben kann. Gott ist der Einzige, der mich immer auf rechter Straße führen kann (Psalm 23,3). Er steht uns bei, weil er uns sehr liebhat.
Wir wollen zuerst ein biblisches Beispiel betrachten. Danach berichte ich, wie ich lernte, Gott um seinen Rat zu bitten. Und schließlich zeige ich, wie Du das ganz praktisch umsetzen kannst.
Wir lesen einige Verse aus 1 Samuel 23,1-12:
1 „Und es wurde David angesagt: ‚Siehe, die Philister kämpfen gegen Keïla und berauben die Tennen.‘“ Die Philister hatten eine israelitische Stadt überfallen und raubten ihnen die Getreideernte.
2 „Da befragte David den HERRN und sprach: Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen?‘ Und der HERR sprach zu David: Zieh hin, du wirst die Philister schlagen und Keila erretten!“
David braucht einen Rat, er weiß nicht, wie er entscheiden soll. Einerseits fühlt er sich verantwortlich für den Schutz seines Volkes. Aber soll er wirklich mit seinen wenigen Leuten gegen die Philister kämpfen? Er fragt Gott, und bekommt die Antwort: „Ja, greif an! Du wirst gewinnen.“
Damals versteckte sich David mit ein paar Guerilla-Kämpfern in der Wüste, denn König Saul wollte ihn töten. Seine Männer wandten ein: „Willst du einen Zweifrontenkrieg führen?“
3 „Aber die Männer bei David sprachen zu ihm: Siehe, wir fürchten uns schon hier in Judäa und wollen nun hinziehen nach Keila gegen das Heer der Philister?“
Was macht David nun? Lässt er das Vorhaben fallen? Wird er unsicher?
Oder beginnt er einen Streit mit seiner Truppe?
4 „Da befragte David wieder den HERRN und der Herr antwortete ihm: ‚Auf zieh hin nach Keïla, denn ich will die Philister in deine Hände geben.‘“
Das ist wunderbar: wenn wir unsicher sind, dürfen wir uns von unserem Gott auch eine zweite Antwort erbitten. Wir werden stark, wenn wir ganz sicher wissen, was Gott in dieser Situation will. Davids Männer gehen ohne weitere Einwände mit ihm, nachdem ihr Führer ein zweites Mal um Gottes Rat gebeten hat. Man ahnt, dass Gottes Antwort den David völlig überzeugt hat. Und das machte auch seine Leute sicher und alle waren sich einig, obwohl wir keinen Hinweis darauf finden, dass David sich gegenüber seinen Kämpfern auf Gottes Antwort berufen hätte.
5 „So zog David mit seinen Männern nach Keïla und kämpfte gegen die Philister und trieb ihnen ihr Vieh weg und schlug sie hart. So errettete David die Bewohner von Keila.“
Was Gott dem David vorausgesagt hatte, hatte sich erfüllt.
7/8 „Da wurde Saul angesagt, dass David nach Keila gekommen sei, und Saul dachte: ‚Gott hat ihn in meine Hände gegeben, denn er ist eingeschlossen, nun er in eine Stadt mit Toren und Riegeln gekommen ist.‘ 8 Und Saul ließ das ganze Kriegsvolk aufrufen, zum Kampf hinabzuziehen nach Keila, damit sie David und seine Männer belagerten.“
Saul dachte: „Gott hat ihn in meine Hände gegeben.“ Saul hielt das, was er wollte für den Willen Gottes. Ein krasser Irrtum! Mach es nicht wie Saul!
David erfährt durch einen Boten, dass Saul mit seinen Truppen auf dem Weg nach Keila ist – er will die Stadt einkesseln und ihn dort gefangen nehmen. Was tut David? Wieder fragt er Gott.
10-13 „Und David sprach: ‚HERR, du Gott Israels, dein Knecht hat gehört, dass Saul danach trachtet, nach Keïla zu ziehen, um die Stadt zu verderben um meinetwillen. 11 Werden mich die Bürger von Keila übergeben in seine Hände? Und wird Saul herabkommen, wie dein Knecht gehört hat? Das verkünde HERR, Gott Israels, deinem Knecht!’ Und der Herr sprach: ‚Er wird kommen.‘ 12 David fragte weiter: ‚Werden die Bürger von Keila mich und meine Männer übergeben in die Hände Sauls?‘ Der HERR sprach: ‚Ja.‘ 13 Da machte sich David auf samt seinen Männern, etwa sechshundert, und sie zogen fort von Keila und streiften da und dort umher. Als nun Saul angesagt wurde, dass David aus Keïla entronnen war, stand er ab von seinem Zuge.”
Saul ist also unterwegs nach Keila. David hört davon. Gott bestätigt ihm, dass Saul kommt und dass die Leute von Keila ihn ausliefern werden. Deshalb verlässt er die Stadt und versteckt sich woanders. Saul erfährt das und ändert seinen Plan: er verzichtet auf diesen Feldzug.
Und David hat von unserem wunderbaren Gott gehört, was passieren wird, wenn er nicht von Keila fliehen würde. Gott kann uns auch verraten, was geschehen wird, wenn wir nicht handeln.
Möchtest Du auch von Gott beraten werden? Dies ist ein weiterer Weg auf dem wir Gottes Liebe erfahren.
Ich möchte nun kurz erzählen, wie ich gelernt habe, Gott um Rat zu bitten.
Im Frühjahr 1964 kam mir die Idee, ich könnte ein Auslandsjahr in England machen. Ich wollte am Newbold College die Englische Sprache und ein paar Bibelfächer studieren. Damals arbeitete ich in einer Spedition, und als ich meinen Chef fragte, ob er mich für ein Jahr beurlauben könnte, lehnte er entschieden ab.
Gottes Stimme hören
Einige Monate später las ich im Sommerurlaub das Buch „Vom Beten“ (Hallesby, Brockhaus). Der Autor vergleicht unser Beten mit dem Verhalten eines Menschen, der zum Arzt geht, diesem seine Probleme schildert und dann weggeht, ohne dass der Arzt ihn untersuchen oder ihm helfen konnte. Bei einem Spaziergang mit meinem Freund, der seinen Urlaub am gleichen Ort verbrachte, erzählte ich ihm von dem, was ich gerade gelesen hatte. Ich zog den Schluss: „Wir sollten Gott die Chance einräumen, zu uns zu sprechen.“ Mein Freund, der Pastor, meinte: „Ja, natürlich.“
Ich fragte ihn: „Hat Gott denn schon mal zu dir gesprochen?“ Er erwiderte: „Selbstverständlich.“ Ich fragte: „Wie hörst du das?“ Er antwortete: „Das kannst Du nicht mit den Ohren hören, sondern innerlich, so wie du auf dein Gewissen hörst.“ Da fiel mir ein, ich könnte eigentlich Gott fragen, ob ich nach England gehen sollte.
Am nächsten Morgen fragte ich Gott in meinem Gebet, ob ich dieses Auslandsjahr in England machen sollte oder nicht. Danach blieb ich still und bekam plötzlich den Eindruck, als hätte Gott zu mir gesagt: „Geh nach England.“ Aber kurz nach dem Beten war ich unsicher, ob das eine Antwort Gottes oder nur meine Wunschvorstellung war. So brachte ich am nächsten Morgen wieder mein Anliegen vor Gott. In der Stille bekam ich wieder die Antwort: „Geh nach England.“ Trotzdem war ich noch nicht sicher. Und gleichzeitig wurde mir klar, dass ich unbedingt nach England gehen müsste, wenn Gott es so wollte. Das hätte auch bedeutet, meine gute Stelle zu kündigen, wenn mein Chef bei seinem Nein blieb. So betete ich am dritten Morgen noch einmal: „Vater, sei nicht böse, dass ich dich wieder um Antwort bitte. Du weißt, dass ich mit dem Hören auf deine Stimme noch keine Erfahrung habe. Außerdem muss ich vielleicht meine Stellung kündigen. Und dazu kommt, dass meine Frau Ingrid dann neun Monate allein mit unserem Sohn wäre. Ich bitte dich daher, dass Du es mir nochmal sagst. Außerdem bitte ich Dich, wenn ich nachher in der Bibel mein heutiges Kapitel lese, dass ich darin eine Bestätigung finde. Und zusätzlich bitte ich, dass du Ingrid unabhängig von mir Klarheit gibst, dass ich nach England gehen soll. Sie soll es mir von sich aus sagen.“
In der Stille sagte mir Gott zum dritten Mal: „Geh nach England.“ Dann habe ich in der Bibel mein Kapitel von jenem Tag gelesen: Johannes 15. In Vers 14 steht: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Da wurde mir sofort klar: „Das ist die Bestätigung Gottes.“ Nach meiner Andacht sagte meine liebe Frau zu mir: „Hast Du noch keine Antwort wegen England? Ich bin mir sicher: Du sollst nach England gehen.“ So hat der Herr an diesem Tag alle meine drei Bitten erhört und mir Klarheit geschenkt.
Als wir vom Urlaub nach Hause kamen, besuchten wir meine liebe Mutter. Ich berichtete ihr: „Ich habe im Urlaub noch mal über die Englandfrage nachgedacht.“ Sie fiel mir ins Wort und sagte: „Ja, ich weiß, du gehst nach England.“ Ich fragte sie: „Woher weißt du das?“ Sie erwiderte: „Ich habe darüber gebetet.“ Meine liebe Mutter wusste, dass wir Gott nach seinem Willen in einer konkreten Situation fragen dürfen. Aber sie hatte nie mit mir darüber gesprochen.
Gott kann Wunder tun, wenn wir auf seine Stimme hören. Bitte beachte nun wie mich Gott in diesem Anliegen geführt hat.
Erhörungen
Wir beteten dann gemeinsam als Familie darum, dass mein Chef mich für den neunmonatigen Englandaufenthalt unbezahlt beurlauben würde, ohne dass ich meine Stellung kündigen müsste. So meldete ich mich am nächsten Morgen bei meinem Chef vom Urlaub zurück und brachte – nach kurzem allgemeinen Gespräch – mein Anliegen vor. Ich bat für in einem Jahr um 9 Monate unbezahlten Urlaub, damit ich in England studieren könnte. Er genehmigte meinen Antrag auf der Stelle. Später bereute er seine Entscheidung und wollte mir das ausreden, trotzdem hielt er sein Wort. Anschließend waren wir gemeinsam auf einer Geschäftsreise. Da verriet mir der Chef, dass er mein Gehalt erhöht hätte. Die zusätzliche Summe deckte das gesamte Schulgeld für mein Studium am Newbold College.
Einige Jahre zuvor hatte ich eine Geschäftsverbindung geknüpft, die unserer Firma großen Gewinn brachte. Dieses Geschäft sollte nun einer anderen Filiale unserer Gruppe übertragen werden, obwohl sich diese Filiale überhaupt nicht für dieses Projekt eingesetzt hatte. Da dachte ich, die Filiale könnte mir eigentlich monatlich DM 500.- zahlen, solange ich in England studieren würde.
Daher fragte ich Gott, ob ich für meinen Aufenthalt in England um die Weiterzahlung von monatlich DM 500.- Gehalt bitten sollte. Gott gab mir auf meine Fragen an den nächsten drei Tagen keine Antwort. So beschloss ich, meinen Chef nicht um das Geld zu bitten und überließ die Sache Gott. Ich sagte zu meiner Frau: „Ich werde nicht um dieses Geld bitten; wenn Gott will, kann er es uns auch geben, ohne dass ich danach frage.
Am übernächsten Tag eröffnete mir der Chef: „Ich kann Ihnen eine erfreuliche Mitteilung machen. Wenn Sie in England sind, bekommen Sie DM 500,- Gehalt weiter.“ Wir staunten und dankten unserem Gott. Außerdem bekam ich noch DM 500,- Weihnachtsgratifikation.
Jahre zuvor hatten zwei Ärzte meiner Frau erklärt, dass sie kein weiteres Kind empfangen könnte. Aber nach zehn Jahren war sie plötzlich wieder schwanger. Unter diesen Umständen wollte ich den Studienaufenthalt in England fallen lassen. Aber meine Frau sagte: „Wir haben doch darum gebetet. Der liebe Gott wusste ja damals schon, dass ich schwanger werde. Du solltest deshalb wie geplant nach England gehen. Der Herr wird sich meiner auch in dieser Zeit annehmen.“ Wir stellten fest, dass meine Frau bei meiner Abreise bereits im fünften Monat sein würde und dass ich zum Zeitpunkt der Geburt am 21. Dezember im Rahmen der Weihnachtsferien zu Hause sein könnte. Also zog ich meinen Plan durch und fuhr Ende August 1965 mit dem Nachtschnellzug über Brüssel – Ostende – Dover nach London.
Als ich im Zug morgens aufwachte, sah ich auf dem Gang vor meinem Abteilfenster einen jungen Mann auf seinem Koffer sitzen und schlafen. Er hatte feine, edle Gesichtszüge. Auf einmal entdeckte ich an seinem Koffer einen Anhänger mit dem Reiseziel: Newbold College, Bracknell, England. Er wollte auch dorthin, wo ich hin wollte. Wir machten uns bekannt. Er war Holländer und studierte auf unserem englischen Seminar Theologie. Er sprach sehr gut Englisch – und er kannte den Weg. So hatte ich einen Reisegefährten und Führer durch London. Das war sehr hilfreich, denn ich kam in dieser Millionenstadt im Osten an und musste mich zu einem Bahnhof im Westen der Stadt durchfinden.
Übergabe
Auf der Missionsschule fand ich in Erik einen Freund. Er war Prediger, Jugendsekretär des Schwedischen Verbandes. An einem Freitagnachmittag spielte Erik Fußball mit den jüngeren Studenten. Während des Laufens brach er tot zusammen. Ich war sehr traurig. Fast unmittelbar nachdem ich davon gehört hatte, kam in mir die Frage auf: „Wen wird der Herr an seine Stelle rufen, um das Evangelium zu verkündigen?“ Ein paar Stunden später kam eine zweite Frage in meinen Sinn: „Und wenn Gott mich rufen würde?“ Da war es bei mir aus. Ich wollte auf keinen Fall Prediger werden. Ich war mit Begeisterung Kaufmann, hatte eine hochinteressante Tätigkeit, war in meiner Firma sehr geschätzt und wohnte in einer wunderschönen Gegend in Deutschland.
Die Frage beunruhigte mich sehr. Ich sagte zu Gott: „Es braucht doch nicht jeder Prediger zu werden. Ich verdiene viel Geld, damit kann ich einem jungen Mann die Predigerausbildung bezahlen. Und: Ich arbeite doch mit in der Gemeinde und ich kann mich noch stärker engagieren.“ So ging es Tag für Tag eine ganze Woche. Ich kämpfte morgens, mittags und abends mit Gott. Als ich am Freitagabend wieder an meinem Bett kniete, war ich total hilflos. Ich wusste nicht, was ich tun sollte bis ganz leise der Gedanke aufkam:
„Gott liebt dich! Er liebt auch deine Frau und deinen Jungen und das Ungeborene. Er wird dich nicht zum Prediger berufen und dann zulassen, dass ihr als Familie unglücklich werdet. Und wenn er dich rufen sollte, dann gibt er dir auch die notwendigen Gaben für diesen Dienst. Da Gott dich liebt, wird er dich den bestmöglichen Weg führen.“
So sagte ich wenige Augenblicke später zu Gott: „Vater im Himmel, ich glaube an deine Liebe, Allwissenheit und Allmacht. Leider muss ich sagen, dass ich eigentlich gar kein Prediger werden will. Aber solltest du es wollen, dann bin ich dazu bereit. Ich will ab jetzt in allen Dingen deinen Willen tun. Weil ich aber von mir aus kein Prediger werden will, werde ich niemand etwas von meiner Bereitwilligkeit wissen lassen. Solltest du mich haben wollen, dann musst du mich rufen, denn du bist allmächtig.“
Nach diesem Gebet hatte ich Frieden.
Verschobene Geburt
Dann kam dort in Newbold ein neues Problem. Als ich die Prüfungstermine sah, war ich wie vom Blitz getroffen. Sie waren für den 21. Dezember festgelegt. Das war der Tag, an dem unser Kind geboren werden sollte. Was sollte ich jetzt machen? Ich betete und überlegte hin und her. Dann sagte ich mir: „Ich bin hier, weil der Herr mich hier haben wollte. Ich werde dafür beten, dass der Herr die Geburt verzögert, bis ich zu Hause bin, nachdem ich die Prüfungen abgelegt habe.“ Dies teilte ich meiner Frau mit. Als sie meinen Brief erhielt, betete sie: „Lieber Gott, bitte hilf doch, dass das Kind schon eine Woche früher geboren wird, damit ich bereits zu Hause bin, wenn der Helmut kommt.“ Können wir den lieben Gott in Verlegenheit bringen?
So schrieb ich am 21. Dezember in England die Prüfungen und fuhr sofort danach mit dem Zug ab. Ich kam am 22. Dezember abends in Wangen im Allgäu an. Meine Frau war noch kugelrund. Wir freuten uns über die Führung Gottes und verbrachten zusammen mit unserem Sohn Jürgen einen schönen Abend. Am 23. Dezember nach dem Frühstück sagte meine Frau: „Es ist jetzt soweit. Bring mich jetzt ins Krankenhaus.“ Noch im Laufe des Vormittags wurde unser Claus geboren. Er war gesund, und die Geburt verlief ohne jegliche Komplikation.
Gottes Ruf
Ich beendete mein Studium am Newbold College im Frühsommer 1966 und war dann wieder in meiner Firma tätig. Als ich ein weiteres Jahr später zu einer Sitzung meiner Kirche in Südbayern nach München fuhr , traf ich im Eingangsbereich den Präsidenten der dortigen Vereinigung Karl Köhler. Er wollte mich einen Augenblick sprechen. Da wusste ich sofort, was jetzt kommen würde.
Bruder Köhler sagte: „Während des 2. Weltkrieges konnten keine Pastoren ausgebildet werden. Nun sind einige Prediger verstorben und dadurch entstand eine große Lücke. Deshalb wollen wir einige engagierte Gemeindeglieder direkt in den Pastoraldienst rufen. Wir sind zum Ergebnis gekommen, dass du einer dieser Brüder sein könntest.“ Ich bedankte mich für das Vertrauen und bat um Bedenkzeit.
Meine Frau und ich beschlossen, für dieses Anliegen vier Wochen lang zu beten und zu fasten. Wir wollten von Gott wissen, ob dies sein Ruf für uns ist oder ob ich hier in einer rein menschlichen Notlage aushelfen sollte. Wir kamen beide zur Gewissheit, dass dies Gottes Ruf wäre. So wurde ich 1968 im Alter von 38 Jahren Pastor.
Erfahrung Wohnung Regensburg
Zur Ehre Gottes und zu Deiner Ermutigung möchte ich noch eine von vielen Erfahrungen erzählen. Im Mai 1968 wurde uns mitgeteilt, dass unser Dienst als Predigerehepaar am 1. September in Regensburg beginnen solle. Wir fuhren sofort nach Regensburg auf Wohnungssuche. Wir fanden eine Neubau-Wohnung, die allerdings schon vermietet war. Doch die Leute von der Baufirma meinten, die Wohnung würde auf jeden Fall frei, wenn wir sie brauchten, denn die Mieter hätten ihre Raten nicht gezahlt und der Fall würde bereits vor Gericht verhandelt.
Ingrid und ich beteten, ob wir auf diese Wohnung warten sollten. Gottes Antwort war „wartet“. Also haben wir ein paar Monate gewartet. Selbst unsere gläubigen Verwandten konnten nicht verstehen, dass wir einfach nur abwarteten. Wir setzten uns wieder mit der Baufirma in Verbindung und bekamen zur Antwort: „Die Wohnung wird auf jeden Fall frei und sollte sie nicht frei werden, geben wir Ihnen unsere Musterwohnung.“ Wir beteten wieder. Gottes Antwort: „Wartet.“ Also haben wir bis fünf Tage vor dem Umzugstermin gewartet. Da kam ein Brief von der Baufirma: Sie bedauerten sehr, dass sie ihr Versprechen nicht halten könnten, wir könnten weder die gewünschte Wohnung noch eine andere als Ersatz bekommen …
Wir fuhren sofort nach Regensburg und fanden eine ausgezeichnete Wohnung in einer schönen Wohngegend mit herrlicher Aussicht und einem Schwimmbad am Hang hinter dem Haus. Als der Vermieter erfuhr, dass ich Pastor der Adventgemeinde war, reduzierte er die Miete, weil seine engste Mitarbeiterin Adventistin war. Die Zimmer hatten gut geschnittene Räume und eine große Garage und Keller. Wir konnten pünktlich zum geplanten Termin einziehen. Acht Monate nachdem wir angefangen hatten, hatten wir eine Großevangelisation mit einem Evangelisten aus USA. Da konnten wir in dieser Garage viele Ausrüstungsgegenstände unterstellen. Wir können uns auf unseren himmlischen Vater verlassen. Die Wohnung, die wir bekamen, war viel besser als die andere!
Wichtige Erkenntnis
Mit 17 Jahren hatte ich mich bei einer Predigt für die Taufe entschieden. Ich war der Überzeugung, dass die Freikirche der Siebenten-Tags Adventisten die Wahrheit vertritt und dass sie Gottes Gemeinde der Endzeit ist. 19 Jahre später, durch mein Erlebnis in England, wurde mir jedoch klar, dass ich nur die allgemeinen Lehren des Wortes Gottes akzeptiert hatte. Ich hatte Jesus Christus nicht als meinen Herrn aufgenommen. Ich hatte meinen Lebensweg bis dahin selbst bestimmt und gebetet, dass der Herr ihn segnet. Der Entschluss, im November 1965 Jesus als Herrn anzunehmen und ihm in allem zu folgen, hat mein ganzes Leben positiv verändert. Es tut mir nur leid, dass mir vor dieser Entscheidung 19 wertvolle Jahre verlorengegangen sind.
Haben wir nicht einen wunderbaren Gott? Ein Lied sagt: Du kannst ihm Vertrauen in dunkelster Nacht. Und ein anderes: Es ist herrlich, Jesus zu vertrauen.
Also, ich mache das so: Ich danke unserem Vater von ganzem Herzen, dass der Heilige Geist der „Geist des Rates und der Stärke ist“ (Jesaja 11,2), der uns in jeder Lebenslage den richtigen Rat geben kann. Und ich möchte ihm dafür Lob und Dank sagen.
Ein wichtiger Hinweis: Ich glaube, dass die Verheißungen der Bibel normalerweise nur für Kinder Gottes gelten, die wiedergeboren sind und in einem neuen Leben in voller Hingabe an Jesus und erfüllt mit dem Heiligen Geist leben. Alle anderen laufen unter Umständen Gefahr, dass sie durch andere Einflüsse bei diesem Hören in die Irre geführt werden können.
Außerdem wird Gott uns nur dann Ratschläge geben, wenn wir im Voraus bereit sind, das zu tun, was er uns sagen wird und er wird uns nur beraten, wenn wir keine absichtliche und vorsätzliche Sünde in unserem Leben dulden.
Wenn ich bete, dass unser wunderbarer Gott mir seinen Willen zeigt, berufe ich mich auf zwei Verheißungen. Und zwar auf
Psalm 32,8: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst.“ und
Jakobus 1,5: „Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird ihm gegeben werden.“
Weitere stärkende Texte für diesen Weg:
„Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.“ (Johannes 8,47)
„Jesus sagt: Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie, und sie folgen mir.“
(Johannes 10,27)
„Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ (Johannes 18,37b)
„Deine Ohren werden hinter dir das Wort hören: Dies ist der Weg; den geht! Sonst weder zur Rechten noch zur Linken.“ (Jesaja 30,21)
„Die Wege des Herrn sind lauter Güte und Treue für alle, die seinen Bund und seine Gebote halten. … Wer ist der Mann, der den Herrn fürchtet? Er wird ihm den Weg weisen, den er gehen soll.“ (Psalm 25,10.12)
Bevor ich still um Gottes Antwort bete, bitte ich ihn noch, dass er während der Zeit; in der ich auf seine Stimme höre, jedes eigene Wünschen und Wollen blockiert. Außerdem bitte ich ihn, auch jeglichen Einfluss von außen zu blockieren, damit ich nur seine Stimme höre.
Ich beziehe mich dann auf die Verheißung Jesu aus Johannes 10,27: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir.“
Ich formuliere meine Frage so, die ich vor Gott bringe, dass er mir eine Antwort mit nur ein oder zwei Worten geben kann. Gott könnte uns mehr sagen, aber ich denke an unsere „Schwerhörigkeit“.
Nun ein Beispiel: „Vater, ist es dein Wille, dass ich nach Rumänien reise oder nicht?“ Wenn ich die Antwort habe: „reise“ oder ähnlich, dann bitte ich den Herrn, mir zu sagen, ob es an diesem oder zu einem späteren Zeitpunkt sein soll. Dann kann uns der Herr mit einem Wort antworten. Trotz Corona war ich ohne jedes Corona-Problem 2020 und 2021 in Rumänien.
(Die Erfahrung 2020 kann nachgelesen werden in www.missionsbrief.de – Missionsbrief 54, S. 7)
Solange meine liebe Frau lebte, haben wir alle Entscheidungen, die uns als Familie betrafen, gemeinsam vor Gott gebracht. Wir haben uns geeinigt, welche Frage wir dem Herrn vorlegen wollen. Dann beteten wir in getrennten Räumen jeder für sich. Was wir als Antwort verstanden haben, haben wir uns erst gesagt, wenn wir beide die Antwort hatten. Es war für uns wesentlich, dieselbe Antwort zu bekommen oder falls sie unterschiedlichen Wortlaut hatte, dass es in der Sache übereinstimmte. Wenn Gott uns keine Antwort gab, kamen wir zu dem Schluss, dass wir nichts tun sollten.
Gottes Antworten sind im allgemeinen keine Antworten, die wir mit unseren Ohren hören können, sondern eher wie die Stimme des Gewissens. Es ist eine innere Überzeugung, ein starker Eindruck.
In der Anfangszeit meines Betens um Gottes Willen hatte ich oft einen Stift und Notizpapier griffbereit für den Fall, dass ich von anderen Gedanken abgelenkt würde. Diese anderen Ideen habe ich dann kurz notiert und mich wieder auf Gott konzentriert.
Wer diesen Weg noch nicht gegangen ist, sollte vielleicht nicht gleich mit Hauptentscheidungen beginnen, sondern zur Übung erst mal eine leichtere Frage stellen: „Vater, macht es dir Ehre und ist es gut für mich, wenn ich jetzt dieses Buch lese?“ Wir haben einen wunderbaren Gott, der uns Rat gibt. Gott freut sich uns seine ganze Liebe zuzuwenden. Wenn wir seinen Willen befolgen, können wir voll darauf vertrauen, dass wir rechtzeitig die Antwort erhalten – allerdings könnte das auch erst in der letzten Minute passieren.
Gott lädt uns in Sprüche 3,5-6 dazu ein, dass wir ihn um Rat fragen: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“
Ellen White sagt uns dazu:
„Wir müssen Gott zu jedem einzelnen von uns sprechen hören, und wenn jede andere Stimme schweigt und wir ruhig auf ihn harren, wird durch das Stillesein die Stimme Gottes uns vernehmbar werden. Er sagt: ‚Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin‘ (Psalm 46:10).“ (Das Leben Jesu S. 356 [363.3])
Mach es nicht wie Josua und die Ältesten. Sie dachten, sie könnten die Situation richtig einschätzen und fielen auf die List der Gibeoniter herein. Josua 9,14 sagt uns wodurch: „Sie befragten den Mund des Herrn nicht.“ – Es ist ein großer Unterschied, ob wir meinen, den Willen Gottes zu kennen, oder ob wir Gott nach seinem Willen gefragt haben.
Und mach es nicht wie Saul. „Saul dachte: Gott hat ihn in meine Hände gegeben …“
(1 Samuel 23,7.8) Er hielt seinen bösen Wunsch für den Willen Gottes.
Möchtest Du auch von Gott beraten werden? Ich kann nur jedem sagen: Dies ist ein weiterer wunderbarer Weg auf dem wir Gottes Liebe erfahren und wertvolle Erfahrungen machen. Gott schenke Dir seine Gnade.
Ich hoffe die folgenden Fragen helfen Dir bei Deinem Nachdenken.
Bist Du an dem Platz, an dem Gott Dich haben will? Bist Du bereit in allem, den Willen Gottes zu tun? Gibt es bestimmte Erkenntnisse des Wortes Gottes, die Du ablehnst?
Deine Antworten auf diese Fragen zeigen Dir, ob Du Jesus ganz vertraust und ob Jesus Christus der Herr Deines Lebens ist. Wenn Jesus nicht Dein Herr ist, dann bist du in Wirklichkeit noch kein Christ. Dann hast Du das Leben in Fülle noch nicht und brauchst eine Erweckung. Der Herr will sie Dir schenken.
Ich hoffe, dass Dir die Erkenntnis, dass wir Gott um Rat bitten dürfen zu einem großen Segen wird.